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Horizontaler Gentransfer von transgenen Pflanzen zu Mikroorganismen
(Bakterien und Pilzen) und seine ökologische Relevanz
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Horizontaler Gentransfer von transgenen Pflanzen zu Mikroorganismen
(Bakterien und Pilzen) und seine ökologische Relevanz
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K. Schlüter und I. Potrykus
Einleitung
Eines der grössten Sicherheitsbedenken bei der Freisetzung transgener Pflanzen
ist die mögliche Ausbreitung vom Transgen über die Artgrenzen hinweg.
Horizontaler Gentransfer (HGT) ist eine spezielle Art der Genweitergabe, die
zwischen verschiedenen Arten auf ungeschlechtliche Weise erfolgt. Das am besten
bekannte Beispiel ist die bakterielle Konjugation. Man vermutet, dass HGT nicht
nur zwischen verschiedenen Arten, sondern auch zwischen den verschiedenen Reichen
(Kingdoms) stattfindet. In diesem Fall spricht man vom Transkingdom Gentransfer.
Für Pflanzen würde diese Art von Gentransfer wohl hauptsächlich
in Richtung Bakterien und Pilze ablaufen.
Zusammenfassung
Die wichtigsten der dargelegten Daten sind nochmals in der Tabelle 1 zusammenfassend
dargestellt. Es wurde durch Laborexperimente und mit Modellsystemen gezeigt,
dass die Voraussetzungen für einen HGT in der Natur unter bestimmten Umständen
gegeben sein könnten: (1) DNA kann durch Bindung an Bodenpartikel in der
Umwelt überleben. (2) Mikroorganismen sind zu einem gewissen Grad kompetent
für die Aufnahme fremder DNA. Solche DNA Aufnahme findet sogar statt, wenn
die DNA an Partikel gebunden ist.
Unabhängig vom blossen Gentransfer ist für die Existenz stabiler Transformanten
eine Vererbung der Transgene entweder als Plasmid oder integriert in das Genom
des Empfängerorganismus notwendig. Um eine Bedeutung für die Umwelt
zu erhalten, muss das Transgen ausserdem exprimiert werden und seinem Wirt einen
Selektionsvorteil bieten. All diese Voraussetzungen berücksichtigend wurden
Berechnungen für die Transformationshäufigkeit durchgeführt, die
auf Daten von optimierten Laborexperimenten basieren. Die errechneten Transformationsfrequenzen
sind sehr niedrig und deuten bereits an, dass es äusserst schwierig ist,
HGT in einem Freisetzungsexperiment mit transgenen Pflanzen festzustellen. Das
Gleiche gilt für den Gentransfer im menschlichen Darm. In Übereinstimmung
mit diesen Annahmen ist HGT in keinem einzigen Feldtest beobachtet worden. Nur
in einem Laborexperiment wurde ein stabil transformierter Pilz gefunden, doch
eine Reisolierung der transferierten Markergene war nicht möglich.
Sequenzhomologieanalysen liefern einige wenige Beispiele, die einen früheren
HGT andeuten. Jedoch tragen diese Ergebnisse oftmals das Risiko von falsch interpretierten
konvergenten oder paralogen Gene in sich. Insgesamt scheint HGT in der Natur
möglich zu sein, doch mit einem Auftreten phänotypischer Veränderungen
gekoppelt mit einem Selektionsvorteil für den potentiellen Rezipienten kann
bestenfalls in evolutionären Zeiträumen gerechnet werden.
Experimentelles System |
Transformations- häufigkeit |
Ergebnis |
Referenzen |
Experimente mit freier DNA |
Intaktheit der DNA in unsterilem Boden bakterielle Kompetenz
für die Aufnahme von DNA Transformationshäufigkeit
für partikelgebundene DNA |
10-2 - 10-7 |
0,01% - 0,2% / 60 Tage um 10% reduziert im Vergleich zu
freier DNA |
Romanowsky et al. 1993
Lorenz und Wackernagel 1994
Gallori et al. 1994 |
Berechnung der Transformationshäufigkeit |
Im Boden
Bakterien mit einem effizienten DNA
Aufnahmesystem, aber ohne homologe Sequenzen Bakterien
ohne effizientes DNA Aufnahmesystem, aber mit homologen
Sequenzen |
2 x 10-11 - 2.7 x 10-17 |
2,7 x 10-10 - 2 x 10-4 Transformanten / 1 g Boden
1,3 x 10-14 - 2 x 10-7 Transformanten / 1 g Boden |
Calgene 1990 |
In marinen Ökosystemen |
2 x 10-14 - 1,3 x 10-21 |
0,0005 - 1.5 Transformanten / 1 l / 1 Tag |
Frischer et al. 1994 |
Im Verdauungstrakt |
3,9 x 10-15 - 3,6 x 10-18 |
1 Transformant pro 260 - 280 000 Personen, die
täglich 91 g transgene Tomaten konsumieren |
Calgene 1990 |
Koinkubationsexperimente |
Agrobacterium tumefaciens / Tabak |
< 6 x 10-12 |
kein Transformant / 6 x 1012 Bakterien |
Broer et al. 1994 |
Erwinia chrysanthemi / Kartoffel |
7,5 x 10-14 - 2 x 10-17 |
1 Transformant / 10E17 Bakterien / 100 000 kg transgene
Kartoffelknollen |
Schlüter et al. 1995 |
Aspergillus niger / Datura innoxia |
|
1 stabiler Transformant |
Hoffmann et al. 1994 |
Feldexperimente |
DNA Persistenz
Transformanten |
|
1 Jahr
0 |
Paget et al. 1994
Paget et al. 1994 |
Tabelle 1: Zusammenfassung der experimentellen Daten
|