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Ökonomische Auswirkungen eines Einsatzes von Nutzpflanzen
mit gentechnisch erzeugten Resistenzen gegen Krankheiten und
Schädlinge
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Ökonomische Auswirkungen eines Einsatzes von Nutzpflanzen
mit gentechnisch erzeugten Resistenzen gegen Krankheiten und
Schädlinge
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P M.- G. Pezzatti, S. Anwander Phan-huy, P. Rieder und B. Lehmann
Zusammenfassung
Die Gentechnologie verfolgt mit ihren molekularbiologischen Methoden Ziele,
welche mit herkömmlichen Technologien nicht, nur langsam oder mit grossem
Aufwand erreicht werden können. Im Agrarbereich werden dadurch zum einen
Fortschritte in bezug auf einen weiter eingeschränkten Einsatz von Produktionshilfsstoffen
wie Tierarzneimittel, Pflanzenschutz- und Düngemittel erwartet. Zum andern
wird eine quantitative Leistungssteigerung und die qualitative Verbesserung
von Produkten angestrebt. Die Möglichkeiten der Gentechnologie sind dabei
sowohl in der Nutztierhaltung als auch im Pflanzenbau vielfältig. In der
Nutztierhaltung steht die Züchtung transgener Tiere zur Erzielung von spezifischen
Resistenzen, zur Leistungssteigerung und zur Förderung ausgewählter
Qualitätseigenschaften im Vordergrund. Daneben soll die Leistung aber auch
durch gentechnisch gewonnene Hormone und Futterzusatzstoffe gesteigert werden.
Grosse Chancen werden der Gentechnologie ferner in der Veterinärmedizin
eingeräumt (Diagnose und Therapie). Im Pflanzenbau wird die Vermehrung
und Züchtung von Pflanzen mit Hilfe von Zellkulturen bereits seit Jahren
praktiziert und ist kaum mehr umstritten. Der Einbau von artfremden Genen in
Nutzpflanzen (transgene Pflanzen) wäre zwar praxisreif, wird aber mit wenigen
Ausnahmen noch kaum angewendet. Gegenstand der Forschung sind neben der gentechnisch
erzeugten Resistenzen gegen Krankheiten und Schädlinge vor allem Herbizid-
und Insektizidresistenzen, sowie Qualitätsveränderungen der Produkte.
In der Lebensmitteltechnologie schliesslich steht die Gewinnung von mehr, qualitativ
besseren und homogeneren Zusatzstoffen wie Hefen, Farb- und Aromastoffe, Vitamine
etc. im Vordergrund.
Die Schweiz kann sich von diesen Entwicklungen nicht abschotten. Die Schweizer
Wirtschaft partizipiert erfolgreich auf diesem Forschungsgebiet. Obwohl kein
eigentliches "Gentechnologie Gesetz" besteht, werden mit Art. 24 der
Bundesverfassung Mensch und Umwelt vor dem Missbrauch der Gentechnologie geschützt.
Im Bereich der Nahrungsmittel besteht mit der Lebensmittelverordnung vom 1.7.1995
die weltweit strengste Vorschrift in diesem Bereich. Dabei ist im Sinne der
Markttransparenz eine Deklarationspflicht für gentechnisch erzeugte Nahrungsmittel
verankert.
Im Rahmen des "Schwerpunktprogramm Biotechnologie des Schweizerischen
Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung"
organisiert die Fachstelle für Biosicherheitsforschung und Abschätzung
von Technikfolgen (BATS) eine "Technikfolgenabschätzung zur Freisetzung
krankheits- und schädlingsresistenter Nutzpflanzen". Die Fragestellung
ist somit auf ein kleines Segment der Möglichkeiten der Gentechnologie
im Pflanzenbau beschränkt. Es geht darum, die Auswirkungen auf die Produktesicherheit,
die Qualität der Nahrungsmittel, die landwirtschaftliche Anbaupraxis und
das ökologische Umfeld zu erforschen und die Konsequenzen auf betriebs-
und volkswirtschaftlicher Ebene abzuschätzen.
Das Institut für Agrarwirtschaft wurde mit der Analyse der wirtschaftlichen
Auswirkungen verschiedener technischer Alternativen zur Reduktion des Krankheits-
und Schädlingsbefalls für die Schweiz beauftragt. Die zu betrachtenden
technischen Alternativen sind der Pflanzenschutz im konventionellen Landbau,
in der Integrierten Produktion, mit Hilfe der Züchtung gentechnisch veränderter
Pflanzen und im Biologischen Landbau. Konkret sollen, sowohl aufgrund ihrer
Krankheitsanfälligkeit als auch wegen ihrer Bedeutung für den schweizerischen
Ackerbau, die Kulturen Weizen, Kartoffeln, Raps, Mais und Zuckerrüben in
die Betrachtung integriert werden.
Die vorliegende Studie ist in sieben Teile gegliedert. Gerade anschliessend
wird im Sinne einer Analyse der Ausgangslage das Erscheinungsbild des schweizerischen
Agrarsektors und dessen ökonomisches, ökologisches, gesellschaftliches
und technologisches Umfeld umrissen (Kapitel 11.2). Danach werden die Auswirkungen
des Einsatzes gentechnisch veränderter krankheitsresistenter Nutzpflanzen
auf das Agrargüterangebot für die Ebene des einzelnen Landwirtschaftsbetriebes
und aggregiert auf den ganzen Sektor theoretisch diskutiert. Dabei werden auch
Ausführungen zu den Besonderheiten des Angebotsverhaltens bei den zu untersuchenden
Kulturen gemacht (Kapitel 11.3). Da gentechnisch veränderte Nutzpflanzen
in der Schweiz bisher noch keinen Einzug in die Praxis gefunden haben, sind
Aussagen über Auswirkungen nur auf der Basis von Modellannahmen möglich.
Im vierten Teil werden die Konsequenzen verschiedener Pflanzenschutzstrategien
bei gleichzeitiger Veränderung der übrigen Rahmenbedingungen für
die Produktionsstruktur und das Einkommen der Landwirtschaftsbetriebe mit Hilfe
eines Simulationsmodelles abgeschätzt. Für die Modellierung werden
dabei Annahmen für die Entwicklung der relvanten struktur- und einkommensbestimmenden
Grössen des Agrarsektors getroffen (Kapitel 11.4). Anschliessend erfolgt
eine empirische und theoretische Auseinandersetzung mit der Technologieakzeptanz
der Konsumenten. Es werden mögliche Ursachen diskutiert, warum Umfragen
immer wieder eine negative Grundhaltung der Konsumenten gegenüber gentechnisch
veränderten Nahrungsmitteln zeigen und welche Konsequenzen sich daraus
auch für die der Landwirtschaft nachgelagerte Nahrungsmittelindustrie ergeben
(Kapitel 11.5). Die volkswirtschaftliche Analyse im sechsten Teil befasst sich
mit den Auswirkungen auf das Endergebnis der nationalen Buchhaltung und die
volkswirtschaftliche Effizienz. Zudem werden die ökologischen Auswirkungen
der gentechnologischen Entwicklung in Form einer wohlfahrtstheoretischen Betrachtung
diskutiert und die ganze Entwicklung bezüglich ihres Beitrages zu einer
nachhaltigen Entwicklung des Agrarsektors untersucht (Kapitel 11.6). Abschliessend
werden die wichtigsten Schlussfolgerungen, die sich aus der Studie ergeben,
zusammengefasst (Kapitel 11.7).
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