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Technikfolgen-Abschätzung in Österreich, Brücke zwischen Technik und Administration

Gunther TICHY. Wien

Das Institut für Technikfolgen-Abschätzung ist an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften verankert; seine Gründung geht letztlich auf das Jahr 1985 zurück, als auf Wunsch des Wissenschaftsministers eine diesbezügliche Arbeitsgruppe am Institut für Sozioökonomische Entwicklungsforschung eingerichtet wurde. Aus ihr ging im Rahmen einer wechselvollen Geschichte und nach Evaluierung das heutige Institut für Technikfolgen-Abschätzung (ITA) hervor. Es ist streng interdisziplinär ausgerichtet; seine Mitarbeiter vertreten die Disziplinen Volkswirtschaftslehre, Betriebswirtschaftslehre, Soziologie, Politikwissenschaften, Psychologie, Kommunikationswissenschaften, Rechtswissenschaften, Molekularbiologie, Physik, Nachrichtentechnik sowie Elektrotechnik. Sie verstehen sich jedoch als TA-Experten und ziehen für spezifische Fachfragen vielfach Fachexperten von aussen heran. Die Finanzierung des Institutes erfolgt zu einem Viertel aus Mitteln der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, zu einem viertel aus einem eigenen Budgetansatz Technikfolgen-Abschätzung des Wissenschaftsministeriums sowie zur Hälfte aus Drittmitteln; als Drittmittel in diesem Zusammenhang sind sowohl Mittel wissenschaftlicher Fonds, Gelder der EU, wie auch Auftragsgelder zu verstehen.

Das Parlament ist in Österreich an Technikfolgen-Abschätzung wenig interessiert; es ist generell eher schwach und politisch nicht führend tätig; im grossen und ganzen diskutiert es und bestätigt - eventuell modifiziert - Absprachen der Sozialpartner oder Regierungsanträge. Demgemäss spielt sich Technikfolgen-Abschätzung in Österreich zumeist im Vorfeld der Gesetzwerdung und bei der Reparatur von Fehlentscheidungen ab: Die Ministereien, die die Gesetzesentwürfe vorbereiten, haben vielfach Interesse an TA, und zwar i.d.R. an partieller TA, und sie sind auch wichtige Auftraggeber des Instituts für Technikfolgen-Abschätzung; zu erwähnen ist primär das Wissenschaftsministerium, das auch wichtige Technologiekompetenzen hat, das (ehemalige) Verkehrsministerium und das Umweltministerium. Problematisch an der Zusammenarbeit des Instituts für Technikfolgen-Abschätzung mit der Administration ist primär der Zeitdruck; gute Lösungen sind nur möglich, wenn das Institut selbst bereits Vorleistungen erbracht hat, d.h. Themen im Vorlauf bearbeitet, bevor sie noch politisch relevant werden, um dann rasch entsprechende Expertisen liefern zu können.

Im Bereich der projektbezogenen Arbeit beschränkt sich das ITA auf partielle TA und konzentriert sich dabei jeweils auf die Teilaspekte, die gesamtwirtschaftlich und gesellschaftlich auf absehbare Zeit am Relevantesten erscheinen. Wegen seiner geringen Grösse von knapp einem Dutzend Mitarbeitern ist jedoch eine darüber hinausgehende Konzentration der Arbeit erforderlich, und zwar auf vier bzw. fünf Themenfelder und zwei Querschnittsmaterialien . Die vier traditionellen Themenfelder sind Telekommunikation, Umwelt - und zwar im besonderen clean technologies und Diffusion -, Biotechnologie und Medizintechnik, wozu in letzter Zeit als fünftes Gebiet, halb unfreiwillig, Technologiepolitik gekommen ist. Innerhalb dieser vier bzw. Für Themenfelder konzentriert sich die Arbeit des Instituts auf die beiden Querschnittsmaterien Regulierung einerseits und Schnittstellenprobleme von Technik und Organisation andererseits. Die folgende Übersicht gibt einen groben Eindruck der Arbeit des ITA auf den einzelnen Themenfeldern und Querschnittsmaterien; natürlich entbehrt die Einordnung nicht einer gewissen Willkürlichkeit - Pfeile sollen daher die Arbeiten angeben, die in besonderem Masse mehrerer Themenfelder betreffen. Exemplarisch sollen im Referat die drei fettgedruckten Studien besprochen werden, an denen sich unsere Arbeitsweise und unsere Intentionen gut zeigen lassen.


Regulierung Schnittstellenprobleme Technik/Organisation
Telekommunikation Umwelteffekte der Telekommunikation
TA der Breitbandkommunikation
Telekommunikationsinfrastruktur in der CSR
Universaldienst
Interconnection
Konsumentenschutz: Der Verbraucher im Netz
Lokale innerbetriebliche Kommunikationsnetze
Interakt. Komm.dienst f.d.europ.Parlament
Inform
Telearbeit im ländlichen Raum (ANAGO)
Telearbeit in Nachbarschaftsbüros (OFFNET)
Arbeitsplatzeffekte der Telekommunikation
Medizintechnik Folgen der Einführung einer Patientenkarte ↑ Das digitale Krankenhaus (SMZO) ↑
Soziale Folgen der Technisierung der Medizin
Aufrecherhaltung der Selbständigkeit im Alter
Integration älterer Menschen durch Technologie
← MTA: Gerätebeschaffung
Biotechnologie Risikobeurteilung der ökologischen Effekte von
Nutzpflanzen nach dem Konzept der Vertrautheit

Freisetzungspraxis GVO in Europa
Sozialverträglichkeitbestimmung v.gentechn.
Produkten
Auswirkungen von Genanalysen
Perzeption der Biotechnologie in
d.österr.ÖffentlichkeitUmwelt-Verträglichkeits-Prüfung
Umwelt Technikbewertung von Aerogelen

Infosystem zur vergleichenden Bewertung von
Cleaner technologies (BAT) →
Umwelt-Verträglichkeits-Prüfung →
Operationsalisierung des Konzepts cleaner
production
Technologie-
Politik
Folgenanalyse der Fusionsforschung in Österreich
Technologie-Delphi
© Copyright Zentrum BATS: Kontakt Legal Advisor: Advokatur Prudentia-Law Veröffentlichungsdatum: 1997-10-17

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