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Nachhaltige Landwirtschaft? Stand und Perspektiven
Dr. Lothar Hövelmann, Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft
Vortrag im Forum Technik & Gesellschaft, Basel 16.10.03
Nachhaltigkeit ist ein Begriff mit starker Signalwirkung, der in der
gesamten Wertschöpfungskette der Agrar- und Ernährungswirtschaft
sehr individuell bearbeitet und genutzt wird. Auf all ihren Stufen sind
vielfältige Ansätze zur Umsetzung von Nachhaltigkeit zu finden:
bei der Erzeugung landwirtschaftlicher Betriebsmittel, in der
landwirtschaftlichen Produktion, in der Erfassung und Verarbeitung sowie
im Handel. Auch gilt es, die Vorstellungen der Verbraucher, und damit
der gesamten Gesellschaft zu integrieren.
Um aus diesen Konzepten und Einzelelementen eine zusammenhängende
"Verantwortungsgemeinschaft Wertschöpfungskette" zu formen, müssen
die Schnittstellen zwischen den Stufen definiert, Gemeinsamkeiten
weiterentwickelt und Widersprüche beseitigt werden.
Vor diesem Hintergrund wird der Beitrag eine Bestandsaufnahme der
Nachhaltigkeit auf allen Stufen der Wertschöpfungskette liefern. Er wird
einige zentrale Nachhaltigkeitsthemen eingehender behandeln, z.B. die
Frage der Messbarkeit von Nachhaltigkeit anhand von Indikatoren oder die
Problematik der Nachhaltigkeitskommunikation und schliesslich auf ein noch
zu entwickelndes, gemeinsames Verständnis von Nachhaltigkeit in der
Wertschöpfungskette der Agrar- und Ernährungsindustrie eingehen.
Eingangsstatement für die Podiumsdiskussion? Nachhaltige Medizin,
Gesundheit und Ernährung? Welche Forschung und Produkte brauchen wir?
Der Begriff Nachhaltigkeit hat nach einer langen Phase der Euphorie in den
80er und 90er Jahren zur Zeit keine Konjunktur. Das liegt zum einen an den
Gesetzmässigkeiten öffentlicher Aufmerksamkeit, zum anderen an
der schwierigen Operationalisierbarkeit der Nachhaltigkeit und an seiner
etwas sperrigen Verständlichkeit.
Dennoch ist überwiegend unstrittig, dass die Prinzipien der
Nachhaltigkeit, nämlich die Vereinigung wirtschaftlicher,
ökologischer und gesellschaftlicher Aspekte eine gewisse
Allgemeingültigkeit beanspruchen dürfen. Sie sind schlicht eine
Voraussetzung für Zukunftsfähigkeit gesellschaftlicher und
wirtschaftlicher Systeme. Das gilt insbesondere für die Landwirtschaft,
die in Deutschland ca. 50 % der Landesfläche nutzt, aber auch für
die gesamte Agrar- und Ernährungswirtschaft.
Wir brauchen eine Forschung, die bei genügend intradisziplinärem
Wettbewerb stark interdisziplinär ausgerichtet ist. Die Forschung muss
die Agrar- und Ernährungswirtschaft mit Erkenntnissen versorgen, die
ihr helfen Produkt- und Prozessqualität so zu organisieren, dass
Verbraucherwünsche erfüllt, Ressourcen nicht überstrapaziert
werden und die Kapitalverzinsung angemessen ist.
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